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  • ab: 18 marz 2023
  • bis einschließlich: 11 juni 2023
  • Standort: Kasteel Het Nijenhuis

Suche nach Vermeer

Im Jahr 1972 veröffentlichte Dirk Hannema, Gründer des Museums de Fundatie, die Broschüre Über Johannes Vermeer van Delft, zwei unbekannte Frühwerke und eine andere Sicht auf sein Œuvre, in der er sechs Bilder aus seiner Privatsammlung mit großer Bestimmtheit Vermeer zuschrieb. Diese Zuschreibungen wurden schon damals nicht von allen ernst genommen und werden heutzutage allgemein abgelehnt. Hannema war dennoch sehr von seiner eigenen Kennerschaft überzeugt. Nahezu sein Leben lang war er auf der Suche nach Bildern von Vermeer. Diese Ausstellung zeigt diese Suche.

Foto: Dirk Hannemas Vermeer-Zimmer im Kasteel het Nijenhuis

Um zu verstehen, weshalb Hannema dermaßen von Vermeer besessen war, müssen wir auf die Zwischenkriegszeit zurückblicken. Im Jahr 1921 wurde Hannema im Alter von 26 Jahren zum Direktor des Museums Boymans (heute Boijmans Van Beuningen) in Rotterdam ernannt. Nach Fertigstellung des Neubaus im Jahr 1935 entwickelte sich Boymans unter seiner Führung zu einem Museum von internationalem Rang. Die Eröffnung des neuen Hauses zelebrierte er mit einer umfangreichen Vermeer-Ausstellung: ein großer Erfolg und einer der ersten Blockbuster der Niederlande. Die Suche nach Vermeer zeigt eine Anzahl Werke von Nachfolgern Vermeers, die 1935 auch im Boymans zu sehen waren.

Hannema war mit der Wahl einer Vermeer-Ausstellung voll und ganz auf der Höhe der Zeit; in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts war das Interesse für Vermeer – wie auch heute – ungeheuer groß. In weiten Kreisen der Kunstwelt wurde die Existenz weiterer Werke des Meisters aus dem 17. Jahrhundert vermutet, insbesondere aus dessen angeblich italienischen Frühzeit. Auf einmal tauchte dann tatsächlich eine Anzahl Vermeers auf, die alle ein wenig an den italienischen Maler Caravaggio (1571–1610) erinnerten – und damit die bestehende Vermutung bestätigten. Eines der neuen Spitzenwerke von ,Vermeer‘ war das Bild Die Emmausgänger, das Hannema für das Museum Boymans erwarb. Damit kam er dem Rijksmuseum und dem Mauritshuis zuvor, die das Gemälde ebenfalls haben wollten.

Han van Meegeren, Christus und die ehebrecherische Frau, 1942, Öl auf Leinwand, 100 x 90 cm, Museum de Fundatie (Dauerleihgabe der Nationalen Agentur für Kulturerbe) Zwolle, Heino / Wijhe

Nach dem II. Weltkrieg stellte sich jedoch heraus, dass Die Emmausgänger keineswegs von Vermeer, sondern von dem Künstler und Fälscher Han van Meegeren (1889–1947) gemalt wurde. Eine Schlüsselrolle bei dieser Entdeckung spielte das Gemälde Christus und die Ehebrecherin, das in der Ausstellung zu sehen ist. Dieses ebenfalls Vermeer zugeschriebene Bild wurde kurz nach dem Krieg von einem amerikanischen Hauptmann in der Kunstsammlung von Hermann Göring aufgefunden, Hitlers zweitem Mann. Die Spur von Christus und die Ehebrecherin führte zu Han van Meegeren, der im darauffolgenden Gerichtsverfahren zugab, der Maler dieses Gemäldes zu sein. Er verstand es, die Sache so darzustellen, als wäre er kein Kollaborateur gewesen, sondern ein Held, der Göring hinters Licht geführt hätte. Sogar nachdem van Meegeren vor den Augen der im Gerichtssaal Anwesenden einen Beweis seines Könnens angefertigt hatte, rückte Hannema lange nicht von seiner Überzeugung ab, Die Emmausgänger wäre doch ein Vermeer.

Die Fälschungen verfolgten Hannema noch lange und überschatteten den früheren Erfolg seiner Vermeer-Ausstellung im Jahr 1935. In späteren Jahren schrieb er Vermeer mehr als 7 Gemälde aus seiner Privatsammlung zu. Diese Bilder waren zwar keine Fälschungen, sie stammten aber auch nicht von Vermeer. Diese Werke sind ebenfalls in der Ausstellung Suche nach Vermeer zu sehen.

Titelfoto: Abraham Bredius und Dirk Hannema beim Abendmahl in Emmaus


  • ab: 18 Mar 2023
  • bis einschließlich: 11 Jun 2023
  • Standort: Kasteel Het Nijenhuis

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