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  • ab: 19 april 2024
  • bis einschließlich: 19 april 2024
  • Standort: Museum de Fundatie

Herkunftsforschung

Als Hüter einer reichen und vielfältigen Sammlung fühlen wir uns nicht nur dafür verantwortlich, die Schönheit und die Geschichte unserer Kunstwerke mit anderen zu teilen, sondern auch die Geschichte ihrer Herkunft nachzuvollziehen. Durch die Intensivierung unserer Provenienzforschung hoffen wir nicht nur, ein besseres Verständnis der Geschichte unserer Sammlung zu erlangen, sondern auch einen Beitrag zu breiteren Diskussionen über kulturelle Restitution und ethische Praktiken in der Museumswelt zu leisten. Wir sehen dies als einen wesentlichen Schritt in unserem kontinuierlichen Engagement für die Bewahrung und Zugänglichkeit unseres kulturellen Erbes für künftige Generationen.

Herkunftsforschung

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 wurden Juden verfolgt und ihr Eigentum beschlagnahmt. Das führte zu Kunstraub in großem Ausmaß vor und während des Zweiten Weltkriegs: Kunstwerke wurden gestohlen, konfisziert oder, sei es um den Lebensunterhalt zu bestreiten oder die Flucht in ein anderes Land zu finanzieren, unter Zwang für niedrige Preise verkauft. Das geschah sowohl in Deutschland als auch in den von den Deutschen besetzten Ländern wie den Niederlanden. Über Kunsthändler, Versteigerungen oder Privatpersonen gelangten manche Kunstwerke in die Sammlungen von Museen. Auch in späteren Jahren erwarben Museen Kunstwerke, deren Herkunft nicht immer geklärt war.

Darüber hinaus wurden in der Kolonialzeit aus außereuropäischen Gebieten und Ländern viele Kunstobjekte von Europäern mitgenommen: Auch der Status dieser Gegenstände ist häufig unklar. Lange Zeit war das Interesse für die Erforschung der Herkunft dieser Objekte – besonders in den Kunstmuseen – eher gering. Mittlerweile forschen mehrere Institutionen gemeinsam zu diesem Thema und das Museum de Fundatie schließt sich diesen Bemühungen gerne an.

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Wir erkennen den schmerzvollen Charakter der Kolonialgeschichte an wie auch das Verlustempfinden, das infolgedessen von diesen Kunstobjekten verkörpert wird. Aufgrund dieses Engagements möchten wir sowohl bei der Erforschung der Objekte als auch bei der Präsentation der Ergebnisse möglichst transparent vorgehen.

Das Museum de Fundatie verwaltet heute zwei Spezialsammlungen, die beide ihre eigene Geschichte haben. In der nachfolgenden Erläuterung liegt die Betonung auf die Erforschung der Herkunft der Sammlungsobjekte.

Sammlung Stiftung Hannema-de Stuers Fundatie.

Im Rahmen des Projektes Museale Erwerbungen 1933-heute des Niederländischen Museumsvereins, an dem sich 162 niederländische Museen beteiligt haben, hat das Museum de Fundatie zwischen 2009 und 2012 anhand direkter und indirekter Daten ausführliche Nachforschungen zum Erwerb der Objekte in seiner Museumssammlung durchgeführt. Es wurden dabei Objekte studiert, die vor 1945 angefertigt und nach 1933 erworben wurden. Das Ziel dieser Nachforschungen bestand darin herauszufinden, ob sich in der Sammlung des Museums möglicherweise Objekte nachweisen lassen, die während der Nazizeit (1933-1945) vom Eigentümer unfreiwillig abgegeben wurden und somit direkt oder indirekt Gegenstand eines 'verfolgungsbedingten Entzugs' waren. Diese Nachforschungen zur Herkunft der Sammlungsobjekte werden heute noch fortgeführt, weil bezüglich zahlreicher Objekte ungenügend direkte oder indirekte Erwerbsdaten gefunden wurden, um die Eigentumsgeschichte vollständig rekonstruieren zu können. So wurde von etwa 977 vor 1945 hergestellten Objekten die Herkunft nicht dokumentiert. Es handelt sich hier vor allem um Objekte aus der Kategorie Gestaltung.

Bei dieser Kategorie kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich darunter Objekte mit einer Herkunftsgeschichte befinden, die auf verfolgungsbedingten Verlust hindeutet. Das gilt auch für Objekte aus Gebieten in Afrika, Asien oder Lateinamerika – größtenteils erworben von Dirk Hannema, dessen Sammlung die Grundlage des Museums bildete –, deren Herkunft zurzeit nicht in allen Fällen geklärt ist.

Während der Kriegsjahre, als Dirk Hannema Direktor des Museum Boijmans war, zeigte er eine gewisse Sympathie für die neue Kulturpolitik. Unter anderem trat er in den Jahren 1943-1945 für die NSB als Beauftragter für das Museumswesen auf. Auch unterhielt er während der Besatzung Kontakte zu Kunsthändlern, die eine fragwürdige Rolle im Kunsthandel spielten. Es wurden jedoch keine Hinweise gefunden, dass Hannema seine Sammlung direkt mit Objekten aus geraubtem jüdischen Besitz bereichert hat. Nach seinem Tod wurde die Erweiterung der Sammlung von nachfolgenden Direktoren der Stiftung fortgesetzt. Sie umfasst heute an die 8798 Objekte.

Sammlung Provinz Overijssel. 

Neben den oben beschriebenen Objekten aus der Sammlung von Dirk Hannema verwaltet das Museum de Fundatie über 5.000 Objekte, die Eigentum der Provinz Overijssel sind. Hervorzuheben ist hier der Bestand an 250 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen von Jan Voerman d. Ä. sowie die Sammlung moderner Kunst von 1900-1965 von Paul Citroen. Nach umfangreichen Provenienzrecherchen konnten bisher keine problematischen Werke in der provinzialen Sammlung gefunden werden. Zu diesem Schluss kam das Museum nach Einsichtnahme in u.a. alte Inventarkarten, Kassenbücher, Künstlerakten, die Archive von Jan Voerman und Paul Citroen (Kassenbücher), das Archiv der Stichting Nederlands Kunstbezit sowie zahlreiche Veröffentlichungen.

Die Provenienz der Werke aus der Sammlung Paul Citroens ist nicht in allen Fällen schlüssig, es gibt jedoch bisher keine Hinweise auf eine problematische Provenienzgeschichte. Citroen erwarb häufig Werke von den Künstlern selbst oder er tauschte mit ihnen. Er vermerkte seine Ankäufe in den Jahren 1919-1977 alle in seinen Kassenbüchern. Die Sammlung von Jan Voerman wurde größtenteils von dem Sammler Henk van Ulsen erworben. Dieser wiederum hat die Werke meist von Privatpersonen, Voermans Erben oder auf Versteigerungen gekauft. Es ist aber nicht in allen Fällen bekannt, von wem van Ulsen die Werke erstanden hat.

Auch für die provinziale Kunstsammlung wird die Herkunftsforschung fortgesetzt, da bezüglich einer großen Anzahl der Objekte noch unzureichend direkte und indirekte Erwerbsdaten gefunden wurden, um die Provenienz schlüssig zu ermitteln.

Das Museum sucht aktiv den Dialog über Geschichte und Zukunft dieser Werke mit möglicherweise Betroffenen. Es ist uns bewusst, dass die Betroffenen lange auf diese Recherchen warten mussten. Das Museum de Fundatie ist bestrebt, der Geschichte gerecht zu werden. Sollte aus den Nachforschungen hervorgehen, dass ein Werk nicht in das Museum gehört, werden wir dies selbstverständlich respektieren.


  • ab: 19 Apr 2024
  • bis einschließlich: 19 Apr 2024
  • Standort: Museum de Fundatie

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